Stefanie Steenken

Stefanie Steenken, Baujahr 1975. Im Alter von 19 Jahren tingelte ich in Spanien herum, kehrte zwei Jahre später nach Berlin zurück, meiner Heimatstadt, um dort eine Ausbildung im Hotelgewerbe zu absolvieren. Das Stückchen Erde unter Spaniens Sonne ließ mich dorthin wieder zurückkehren, ganze sechs Jahre lang. Ich arbeitete als Schichtleiter, Chef der Rezeption und Reservierung, als Direktionsassistenz und im Personalwesen. Fragt nicht warum, aber mittlerweile lebe, lerne und arbeite ich wieder in Deutschland. Leben? Mit meinen drei entzückenden Kindern ländlich in Brandenburg. Was sonst noch zu meinem momentanen Glück zählt: Vier Zwergwidder namens Timmy, Tommy, Lilly und Luise. Der Hund hört gut und auf den Namen Elli. Die Katze fängt Mäuse und heißt Lotti. Lernen? Mit 46 Jahren? Ja, selbstverständlich! Denn man lernt bekanntlich nie aus. Meine Lieblingsbeschäftigung? Schreiben. Kann man davon leben? Natürlich nicht. Aber wisst ihr was? Ich mache es trotzdem! Herzlichst, eure Stefanie Fotos: Hannah Nolte / Stefanie Steenken

Hallo liebe Steffi,
Du hast den gerade einen Autorinnen-Vertrag unterschrieben. Das ist ein Grund zum Feiern. Wir freuen uns sehr, dass du dein erstes Poetry Slam Buch bei Herz und Gold veröffentlichst. Kannst du ein paar Worte dazu sagen? Warum Poetry Slam?

Das ist in mir drin. Der Rhythmus ist schon da, ich muss nur die Wörter aneinanderreihen. Dichten und Reimen fiel mir schon immer leicht. Neulich habe ich einen alten Liebesbrief von mir gefunden – in Reimform. Da war ich elf.

Nun fand ich aber Gedichte irgendwie auch altbacken, das ist eben nicht für jedermann. Irgendwie cooler sollte es sein. So entstand mein erster Slam-Text für meinen Bruder „So wie du bist“. Eigentlich sind es Geschichten, die ich erzähle und etwas ausdrücken möchte oder demjenigen sagen. Als Lob sah ich Tränen in den Augen mir fremder Menschen. Deshalb machte ich weiter. Schreiben tut mir einfach gut. Ich schreibe ja auch anderes. Poesie und Aphorismen, Kindergeschichten und Kurzweiliges. Aber bei Lesungen sind es immer wieder die Slam-Texte, die die Zuhörer am meisten berühren.

Warum wolltest du zu Herz und Gold?

Das war eine Herzenssache. Ich war nicht auf der Suche nach einem Verlag. Durch einen Tipp meiner Druckerei landete ich auf eurer Homepage und merkte: Das wär´s! Da will ich hin.

Was wäre deine größte Freude in Bezug aufs Schreiben? Was wünschst du dir?

Mit meinen Büchern mehr Reichweite zu erlangen. Oder ich muss wohl sagen: „Noch mehr“, denn ich habe schon so viel erreicht und es geht immer weiter in die richtige Richtung. Der Büchermarkt ist nicht leicht zu erklimmen und scheint viel zu oft unerreichbar. Ich sage ständig, dass ich auch schreiben würde, würde niemand meine Zeilen lesen. Aber das stimmt nicht. Denn es bereitet mir Freude, wenn ich meine Gedanken mit anderen teilen kann und dadurch Mut mache und Inspirationen erschaffe, nie aufzugeben und an sich selber zu glauben.

Hast du Vorbilder?

Sergio Bambaren.

Was liest du selbst?

Romane. Am liebsten Liebesromane. Aber nicht so kitschige. Erst Drama. Dann Happy-End. Das ist mir am liebsten. Und ich mag tiefgründige Bücher mit Nachhall.

Wer sind deine Leser:innen?

Überwiegend Frauen von 18 bis 80. Bei unserem neuen Buch wird sich das ändern, denn hier kommen nun auch Männer hinzu. Und jüngere Leser, denn Slam-Poetry hat eine Zielgruppe von unter 35jährigen.

Und bei den Kinderbüchern: Kinder.

Warum schreibst du?

Es tut mir gut.

Wie sieht das aus, wenn du schreibst?

Diese Frage lässt mich schmunzeln. Ich sehe mich ja selbst nicht dabei. Ich schreibe immer und überall. Also konzentriert vor dem Rechner am Schreibtisch: das sind meistens nur die Feinarbeiten. Ich tippe viel ins Handy. Was mir im Kopf ist. Das passiert ständig und in sämtlichen Situationen. Beim spazieren gehen mit dem Hund. Im Wartezimmer beim Arzt. Sogar bei Vorträgen, Seminaren oder Gesprächen. Nicht immer kann ich mir alles merken. Aber oft tippe ich mir Notizen ins Handy oder auch noch ganz old school auf irgendwelche Blöcke und Blätter, damit diese Gedanken nicht verloren gehen. Das Zusammensetzen dieser Wortfetzen ist dann wie Puzzeln. Aber ich liebe diese Arbeit! Wenn aus kleinen Gedanken Texte entstehen. Darüber kann ich mich selber freuen und bin auch stolz, diese Leichtigkeit in mir zu tragen. Ich sage des Öfteren: „ Ich mache doch gar nichts, das kommt von selbst. Ich tippe nur das ab, was mein Bauch und mein Kopf mir diktiert.“

Welches ist dein Lieblingsort zum Schreiben?

Überall und nirgends. Ich schreibe wahnsinnig gern an fremden Orten. Ruhige kleine gemütliche Orte. Kurz-Trips ins Grüne. Urige Blockhütten. Ein Gästehaus auf dem Berg. Oder die Hütte am See…

10.10.2022 / Herz und Gold Verlag

Hallo liebe Stefanie, seit kurzem ist dein zweiter Gedichtband „Abgelegt“ erhältlich. Dabei dreht sich alles um Verlassen, Verlieren & Verlieben. Was inspiriert dich beim Schreiben deiner Texte?

Hallo liebe Lisa, ich freue mich über deine Fragen! Ich liebe Fragebögen! Also los geht’s! Was mich inspiriert? Meine Emotionen. Mein Leben. Ich verarbeite viel beim Schreiben. Ich habe das Gefühl, es muss raus. Vieles ist fertig in meinem Kopf. Gedanken, die zu Zeilen werden. Zu Geschichten. So entsteht fast alles, was ich zu Papier bringe.

Apropos Inspiration, was ist dir beim Schreiben besonders wichtig? Auf was achtest du?

Auf mein Gefühl. Ich bin kein Profi-Schreiber. Ich mache viel ganz intuitiv, nicht nur beim Schreiben. Natürlich habe ich auch schon mal einen Schreib-Workshop besucht, war auf Seminaren rund ums Schreiben und Verlegen und lasse meine Texte auch lektorieren. Ich will ja schließlich Profi werden. Wenn dann Fachleute von meinen Zeilen begeistert sind, motiviert mich das total. Das macht mir ein gutes Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Ich denke, am Wichtigsten ist mir meine Authentizität.

Laut deiner Facebookseite bist du als Poetry Slamerin unterwegs. Was genau bedeutet Poetry Slam überhaupt? Was kann ich mir darunter vorstellen?

Poetry Slam ist ein Dichter-Wettstreit mit drei Kriterien:
1. Der Text muss selbstgeschrieben sein.
2. Keine Requisiten.
3. Maximale Zeitangabe, (meistens so 6 Minuten). Man battelt sozusagen gegeneinander, das Publikum wählt aus. Entweder mit Punkten oder per Applaus. Je nach Größe der Veranstaltung gibt es zwei Runden. Also 8 Teilnehmer treten beispielsweise gegeneinander an.
Runde 1: Die besten 4 kommen eine Runde weiter und dürfen nochmal. Dann mit einem anderen Text. Wer dann in der Finalrunde die meisten Punkte (oder Applaus) erhält, trägt den Pokal nach Hause. Der „Pokal“ besteht im Übrigen meistens aus einem Jutebeutel mit Dingen, die niemand braucht. Oder aus Rum.

Danke für die Erklärung. Wie bist du zum Poetry Slam gekommen? Was reizt dich daran?

Reizen? Der Rhythmus. Das steckt mir im Blut. Ich konnte schon immer gut dichten. Das hab ich von meinem Vater geerbt. Tun dafür muss ich nichts. Es ist schon da. Ich muss es nur aufschreiben. Viele kleine Zettelchen liegen in sämtlichen Schubladen hier herum und wollen in Form gebracht werden. Die Arbeit steckt dann darin, es zu einem kompletten Text zusammenzubauen. Das ist wie puzzeln. Irgendwann ist es fertig.

Du wolltest dieses Jahr auf Tour, aber dank Corona ist alles anders. Leider bedeutet das auch für dich Einschnitte. Oder findet die Tour trotzdem statt?

Nein, leider ist dieses Jahr alles aus Sicherheitsgründen abgesagt worden. Bisher jede Lesung, jede Veranstaltung. Aber das ist in Ordnung. Auch die Leipziger Buchmesse im März hab ich sausen lassen, bereits bevor sie abgesagt worden ist. Das ist mir zu heikel. Auch ich muss mich schützen.

Das finde ich sehr vernünftig und richtig von dir. Gesundheit ist kostbar. Ich bin trotzdem neugierig, wie würde so ein Tourabend aussehen?

Ein Tourabend, das klingt toll. Bisher waren es ja „nur“ Auftritte. Ich bin wahnsinnig nervös. Jedes mal. Aber das Schöne ist, man sieht es nicht. Wenn ich es hinter mir habe, verfliegt alles, die ganze Anspannung. Ich trete immer gern als Erste auf, damit ich wieder durchatmen kann. Dann kann ich auch viel besser den anderen Teilnehmern zuhören.

Wie schade, wird die Tour denn nächstes Jahr nachgeholt? Oder kannst du dazu noch nichts sagen?

Das weiß ich noch nicht. Es war ja keine Tour an sich, sondern einzelne Veranstaltungen. Einige holen wir nach, andere entfallen gänzlich. Aber es kommen ja immer wieder neue hinzu. Ich muss und mag ja an Reichweite gewinnen, daher bin ich immer interessiert und engagiert an Events teilzunehmen, schaue, wo was los ist und unterstütze auch Einrichtungen, mit denen ich zusammenarbeite, indem ich vor Ort bin, das Veranstaltungsprogramm mitgestalte, dort dann auch lese oder Texte vortrage. Mein erster Solo-Abend, also ein ganzes Programm nur von und mit mir ist am 19.11.2020 in der Bücherei Oranienburg geplant. Aber durch die Gesundheitskrise kann noch niemand wissen, ob es tatsächlich stattfinden kann. Natürlich halte ich euch auf dem Laufenden!

Lebst du eigentlich komplett vom Schreiben? Oder übst du nebenher noch einen anderen Beruf aus? Wenn ja, was für einen?

Nein. Bisher gebe ich mehr fürs Schreiben aus als ich damit einnehme. Aber ich bin optimistisch! Das mal irgendwann irgendwas zurückkommt. Außerdem würde ich es auch ganz genauso machen, nur für mich, weil es das ist, was ich eben gerne mache. Schreiben macht mich glücklich.

Arbeiten tue ich für eine Hausverwaltung, freiberuflich, das ist super, weil ich mir die Zeit frei einplanen kann. Davon lebe ich. Davon kann ich meine Brötchen bezahlen. Und kleine Schokoladentäfelchen für die Blogger!

Hihi, von den Täfelchen hatte ich selbst einige Exemplare in meiner Bloggerbox. Genug der Süßigkeiten, zurück zu den Fakten. Heike Niderehe ist für die tollen Bilder in deinem Buch verantwortlich. Woher kennt ihr euch?

Heike und ich haben in Spanien zusammen gearbeitet. Das ist 26 Jahre her. Ich war sieben Jahre dort, Heike zehn. Den Kontakt haben wir nie verloren, auch als wir beide wieder nach Deutschland zurückgekehrt sind. Ihre Kunst fand ich schon immer großartig. Als ich anfing, mir Gedanken zu machen, wer meine Bücher illustriert, das Cover gestaltet und dergleichen, hab ich stets gedacht, ihre Werke passen nicht zu meinem Schreibstil. Oder zu meiner Wohnung. Eher schlicht, modern und schwarz-weiss, passen da irgendwie keine Öl-Malereien oder Aquarelle dazu. Ich wollte nie Lyrik veröffentlichen. Sondern Romane. Dennoch war mein Debüt Abgeheftet, Band 1 der Poesie-Reihe, als erstes fertig. Irgendwann hab ich einen Geistesblitz gehabt und sie gefragt, ob sie mir nicht einige ihrer Bilder zur Verfügung stellen würde, für die Poesietexte. Weil es da doch irgendwie gut passt. Und da sie, wie ich, so viel im Fundus hat, konnte ich aus den Vollen schöpfen und aussuchen, was ich für passend hielt. So ist unser erstes Buch entstanden.

Spannendende Story. Wonach wählst du die Bilder aus? Wie entscheidest du welche Malerei welches Gedicht unterstützt?

Intuitiv. Ausgewählt habe ich einfach alle Bilder, die mir gefielen, meine Favoriten. Dann hab ich alles einzeln ausgedruckt, wie auch die Gedichte. Bei manchen war sofort klar: Das gehört zusammen. Dann hab ich noch etwas auf die Reihenfolge geachtet, wie zum Beispiel nicht drei blaue Bilder hintereinander oder aber auch, an welchem Ort die Bilder entstanden. Zu vielen der Malereien habe ich einen persönlichen Bezug, weil es Erinnerungen dazu gibt. Eins ist von der Finca, wo wir uns kennenlernten. (S.85) Da wählte ich dann natürlich einen Text, der auch dort gespielt hat.

Mir fällt noch eine Geschichte dazu ein. Letztes Jahr schrieb ich im Allgäu ein Gedicht über einen Regenbogen. Ich fragte Heike, ob sie nicht auch ein Bild mit Regenbogen habe. Sie verneinte. Aber wenn ich eine Vorlage hätte, malt sie mir eins. Und jetzt entsteht ein Bild, was genau nach dem Foto gemalt wird, wo auch der Text über die Begegnung entstand, über den Menschen, dem ich dort begegnet bin.

Damit wären wir auch schon fast am Ende unseres kleinen Interviews angelangt. Angenommen ich würde mich Gedichten widmen wollen, was kannst du mir als Anfänger empfehlen? Welche Tipps hast du?

Auf seinen Bauch zu hören. Sich nicht zu verstellen. Nie aufgeben!

Vielen Dank für deine Zeit und die tollen Antworten.

15. 07. 2020 // Interview von Lisa Erbe

Welche sind die Adjektive, die Sie als Person wohl am treffendsten beschreiben?

Empathisch. Sozial. Nachdenklich. Rücksichtsvoll. Ruhelos.

Wissen Sie, wie andere Sie sehen? Wie Sie auf andere wirken?

Ja, das weiß ich sogar recht aktuell und ziemlich genau. Hilfsbereit, zuverlässig, loyal, organisiert, fürsorglich, großzügig.

Wieso wissen Sie das genau?

Anfang des Jahres habe ich einen Test durchgeführt, der genau dies beinhaltet hat. Ich habe viele meiner Freunde, Bekannten, Kollegen und Vorgesetzten gefragt, welche fünf Wörter ihnen spontan einfallen, wenn sie an mich denken. Das war eine interessante Erfahrung, die jeder einmal machen sollte. Allerdings war es bei mir so großartig, da überwiegend positive Begriffe genannt wurden. Das tut gut und stärkt.

Sind auch negative Eigenschaften genannt worden?

Ja, natürlich. Gestresst. Traurig. Überfordert. Unzufrieden. Unruhig. Aber auch dieses hat mich zum Nachdenken angehalten. Ich möchte weder gestresst noch unzufrieden auf meine Mitmenschen wirken. Die Gemütsverfassung eines jeden Tages ist nie gleich, jeder ist mal überfordert oder mürrisch. Aber als Wesensart möchte ich diese Eigenschaften nicht auf mich beziehen müssen.

Wie gehen Sie mit Kritik um?

Eher schlecht. Ich nehme alles sehr persönlich, vergesse nie und bin nachtragend. Allerdings sind das aber auch Eigenschaften, die mich ausmachen und sich nicht nur in Hinsicht der Kritikunfähigkeit widerspiegeln. Ich erinnere mich nämlich auch an die vielen guten Dinge, die mir begegnet sind und Jahre zurückliegen. In der Pflege meiner sozialen Kontakte bin ich ziemlich stark. Ich habe großartige Freunde, dafür bin ich jeden Tag dankbar. Aber ich weiß auch, dass ich dazu ein großes Stück beitrage.

Was können Sie besonders gut?

Für andere da sein. Zuhören. Mich zurücknehmen.

Was können Sie nicht gut?

Nein sagen.

Was machen Sie gern?

Lesen, schreiben, Rad fahren, Musik hören.

Was mögen Sie gar nicht?

Egoismus. Unsoziales Verhalten. Mathehausaufgaben mit meiner Tochter.

Was besitzen Sie nicht und hätten Sie gern?

Geduld. Und saubere Fingernägel.

Was tut Ihnen gut?

Lesen, schreiben, Rad fahren, Musik hören. Mein Hund.

Wovor haben Sie Angst?

Vor vielem. Jetzt gerade? Das mir etwas zwischen den Zähnen hängt.

Was ist Ihnen wichtig im Leben?

Ehrlichkeit, Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft, Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein und generell eine bewusste Lebensweise. Ich versuche ein gutes Beispiel für meine Kinder zu sein.

Indem Sie…?

Respektvoll in und mit meinem Umfeld umgehe. Eine bewusste Einstellung verfolge, was mein Konsum – und Ernährungsverhalten angeht. Indem ich aufkläre und das dann auch so vorlebe. Im Alter von 12 Jahren habe ich beschlossen, mich vegetarisch zu ernähren, das hat bis heute angehalten. Mittlerweile verzichte ich komplett auf tierische Produkte.

Dann sind Sie Veganer!? Immer 100 % konsequent?

Nein. Leider nicht. Es wird einem in dieser Hinsicht auch nicht gerade leicht gemacht. Ich habe Lederstiefel im Schrank und Schaffelle auf der Couch. Unsere Haustiere erhalten Futter mit Fleischzusätzen und auch meine Kinder dürfen wählen. Wofür ich mein Geld ausgebe, entscheide aber immer noch ich selbst und dann fließen auch mal Tränen. Verzicht ist für mich in diesem Sinne eine Bereicherung. Damit kann ich meine Einstellung nach außen tragen und besser schlafen.
Dennoch möchte ich mir die Freude am Essen nicht vermiesen und mache auch mal eine Ausnahme. Trotzdem bin ich der Ansicht, wenn mehrere Menschen so bewusst leben würden, ließe sich das unnötige Tierleid und die unakzeptablen Haltungsbedingungen drastisch verringern.

Haben Sie ein Lebensmotto? Wenn ja, welches?

Mmh, das ist eine schwere Frage. Da gibt es so vieles. Ich liebe Aphorismen! Einer meiner Lieblingssprüche wäre: Tu was du kannst, mit dem, was du hast, dort wo du bist. (Theodore Roosevelt). Oder aber auch: Hör auf zu zweifeln und geh los!

Wieso?

Es spiegelt wohl meine momentane Lebenslage am besten wider. Ich folge der Devise, mit dem glücklich zu sein, was da ist. Nicht immer diesem Streben nach höher schneller weiter hinterherzurennen. Glück oder Zufriedenheit entsteht in unserem Innern. Die essenziellen Gegebenheiten haben nichts mit Reichtum, Statussymbolen oder dem Ort, wo wir leben, zu tun. Du kannst es dir schwer machen. Oder eben leicht. Das soll nicht heißen, dass ich selbst immer den leichteren Weg gewählt habe. Ich würde sogar behaupten, bisher war es andersherum. Ich bin viele Wege gegangen. Wenn man weiß, was man will, ist es leichter. Und das sollte man nie aus den Augen verlieren und dafür kämpfen. Oder: Einfach mal machen!

Wissen Sie, was Sie wollen?

Ja. Für meine Kinder da sein. Leben. Schreiben.

Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?

Schreiben tut mir gut. Das hat mich bereits mein ganzes Leben begleitet. Oft konnte ich mich schriftlich besser ausdrücken als mündlich. Ich habe mir viel von der Seele geschrieben und es gibt eine Menge Briefe, die ich verfasst habe. Manche liegen noch immer unabgeschickt im Schuhkarton.

Wo schreiben Sie am liebsten?

Überall. Das meiste entsteht zwischen Tür und Angel durch Alltagssituationen. Beim Spazierengehen mit dem Hund. Im Wartezimmer beim Arzt.

Wie entstehen Ihre Texte?

Vieles ist fertig in meinem Kopf. Es sind Gedanken zu bestimmten Situationen. Mein Antrieb entsteht durch meine Emotionen. Ich bin aufmerksamer Beobachter. Diese Beobachtungen versuche ich in der jeweiligen Situation aufzuschreiben, sonst gehen sie verloren. Die eigentliche Arbeit besteht darin, diese Kritzeleien dann irgendwann zusammenzufügen. Es ist wie ein Zusammensetzen von Puzzleteilen.

Kennen Sie beim Schreiben des ersten Satzes das Ende des Romans?

Ja.

Wieviel Persönliches steckt in Ihren Geschichten?

Viel. Die Gedichte haben bisher fast alle einen persönlichen Adressaten. Es sind meine Geschichten. Zuerst ist es immer nur für denjenigen welchen bestimmt. Bis ich gemerkt habe, dass es auch andere berührt.

Wie das?

Am Vorabend meines ersten Poetry-Slam-Auftrittes war ich auf dem Geburtstagspicknick einer Freundin. Wir waren zu sechst. Ich sagte mir, wenn ich mein Gedicht nicht vor fünf Frauen am See vortragen kann, brauche ich morgen auch nicht auf die Festivalbühne. Es hat mich Überwindung gekostet. Trotz Patzer und extremer Nervosität hatten nach meinem Vortrag vier von den fünf Damen Tränen in den Augen. Das war mein Schlüsselerlebnis. Danach bin ich losgegangen.

Denken Sie, Sie haben der Welt etwas zu sagen?

Ich denke, jeder hat etwas zu sagen. Aber du musst es auch sagen wollen. Wenn deine Worte andere erreichen und begeistern sollen, musst du deine Zielgruppe kennen. Du musst mutig sein und dich trauen, einiges von dir preiszugeben. Vieles wird in der heutigen Zeit durch die digitale Medienwelt vereinfacht und erleichtert. Ich wollte nie an die Öffentlichkeit. Ich bin keine Rampensau und eher schüchtern und zurückhaltend. Aber zu merken, dass du Menschen mit deiner Kreativität erreichst und emotional triffst, dafür geht man dann auch mal über seine Grenzen. Ich vertrete die Meinung, jeder ist in irgendetwas gut. Ich versuche stets auf die Stärken meines Gegenübers zu schauen und nicht auf seine Schwäche. Gelingen tut mir das leider nicht immer. Da fällt mir schon wieder ein Spruch ein. Jeder ist begabt! Aber wenn du einen Fisch danach beurteilst, ob er auf einen Baum klettern kann, wird er sein ganzes Leben glauben, dass er dumm ist. (A. Einstein)

Auf was im Leben könnten Sie nicht verzichten?

Schlaf und Schokolade. (Ja, auch manchmal die von armen ausgebeuteten Kühen!)

Was machen Sie, wenn Sie nicht schreiben?

Lesen.

Haben Sie Lieblingsautoren?

Ildikó von Kürthy, Sergio Bambaren, Carina Bartsch, Paulo Coehlo

Ein Lieblingsbuch?

Früh am Morgen beginnt die Nacht von Wally Lamb

Katzenzungen von Borger & Straub

Wieso schreiben Sie unter einem Pseudonym und wie kommen Sie darauf?

Ich mag meinen Namen nicht. Ich verbinde damit schlechte Erinnerungen. Außerdem denke ich, dass das die Tauglichkeit zum Bücherverkaufen nicht gerade steigern würde. Steenken ist der Mädchenname meiner Mutter. Ich habe einen Onkel in Holland, der noch diesen Namen trägt. Dem schickte ich nach Veröffentlichung meines Facebook-Accounts eine Einladung zum Liken meiner Seite. Er schrieb mir eine Nachricht: „Hallo Stefanie. Meine Nichte aus Berlin hat mir deine Seite empfohlen. Ich glaube, weil wir den gleichen Namen haben. Mein Deutsch ist nicht perfekt, aber alles was ich lesen kann, gefällt mir!“ Das war lustig. Vor allem, als ich ihm schrieb, ich BIN seine Nichte aus Berlin…

Möchten Sie mit Ihren Büchern Geld verdienen?

Wer möchte das nicht? Das wäre grandios. Das tun zu dürfen, was man in sich trägt und darin finanziell entlohnt zu werden, das ist wohl der Traum vieler. Ich bin Realist. Ich gehe meinen Weg. Der Beschluss, Mitmenschen daran teilhaben zu lassen, hat mich bisher bereichert und gestärkt. Wenn ich damit erreichen kann, dass sich meine Kinder orientieren und geprägt werden, an ihren Zielen und Träumen festzuhalten, dann habe ich schon gewonnen.

05. 05. 2018 // Interview von Rebecca Neuparth 

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